In Saarbrücken soll ein neues Tierversuchslabor der Firma SciVii-Labs im Science Park Saar den Betrieb aufnehmen. Bis zu 1.500 Tiere sollen dort für Medikamenten- und Chemikalientests eingesetzt werden. Zuvor war ein Standort in Bexbach geplant, scheiterte jedoch an fehlenden Genehmigungen. Im März erteilte das Landesamt für Verbraucherschutz schließlich die Zulassung für den neuen Standort.
Der Verein Ärzte gegen Tierversuche kritisiert die Entscheidung deutlich. Die Organisation hält Tierversuche für veraltet und verweist darauf, dass rund 95 % der im Tierversuch erfolgreichen Wirkstoffe beim Menschen in klinischen Studien scheitern – entweder wegen mangelnder Wirkung oder gravierender Nebenwirkungen. Moderne, tierfreie Methoden wie menschliche Zellkulturen oder sogenannte Organchips böten dagegen bessere, verlässlichere Ergebnisse.
„Die Behauptung des SciVii-Geschäftsführers, Tierversuche seien aus wissenschaftlicher Sicht notwendig, ist falsch“, so Dr. Johanna Walter vom Verein. „Im Gegenteil: Tierversuche behindern den Fortschritt und vermitteln eine trügerische Sicherheit.“
Tierversuche in der Arznei- und Chemikalienprüfung machen etwa 16 % aller Versuche aus – oft, weil sie gesetzlich vorgeschrieben sind. Doch die EU arbeitet bereits daran, diese Vorgaben zu ändern und tierfreie Verfahren zu fördern.
Dr. Walter resümiert: „Hinter dem modern klingenden Namen SciVii-Labs verbirgt sich ein längst überholtes System. Die Genehmigung war ein Rückschritt – keine Entscheidung für die Zukunft.“

Wie viele Tiere leiden in Deutschland jährlich in Tierversuchen?
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt 3.501.693 Tiere im Namen der Wissenschaft verbraucht – die meisten davon wurden getötet. Diese aktuellsten Zahlen stammen vom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) (bitte verlinken: https://www.bf3r.de/).
Davon wurden 1.456.562 Tiere direkt in Tierversuchen eingesetzt. Weitere 671.958 Tiere wurden ausschließlich getötet, um ihre Organe oder Gewebe für Forschungszwecke zu verwenden.
Besonders erschreckend: 50.741 dieser Tiere litten in den Versuchen unter dem höchsten Schweregrad, also extremen Schmerzen, Leiden oder dauerhaften Schäden. Das kann etwa der Fall sein, wenn Tiere ersticken, nachdem ihnen Chemikalien verabreicht wurden.
Einen weiteren großen Anteil machen sogenannte „Überschusstiere“ aus: 1.373.173 Tiere, die zwar eigens für die Forschung gezüchtet wurden, jedoch keine Verwendung fanden – etwa, weil sie nicht das gewünschte Geschlecht oder Alter hatten. Für diese Tiere gibt es keine Zukunft. Sie werden getötet, weil es für die Labore zu aufwändig und teuer wäre, sie bis zu ihrem natürlichen Lebensende zu versorgen.


Was wir fordern:
Der Landesverband Saar des Deutschen Tierschutzbundes fordert die Bundesregierung auf, eine konkrete Ausstiegsstrategie aus dem Tierversuchssystem zu entwickeln – mit dem Ziel, Tierversuche schrittweise vollständig durch tierversuchsfreie Verfahren zu ersetzen.
Bis dieses Ziel erreicht ist, muss die Bundesregierung aus Sicht des Tierschutzes unverzüglich folgende Maßnahmen ergreifen:
- Die Förderung tierversuchsfreier Methoden deutlich ausbauen – parallel dazu muss die Finanzierung von Tierversuchsprojekten drastisch reduziert und auf ein absolutes Minimum mit nachrangiger Priorität beschränkt werden.
- Tierversuche mit hoher Belastung sowie alle Versuche an nichtmenschlichen Primaten müssen umgehend gesetzlich verboten werden.
- Das Genehmigungsverfahren für Tierversuche muss reformiert werden. Es darf nicht länger den Antragstellenden überlassen bleiben, selbst zu bewerten, ob ein Versuch notwendig und ethisch vertretbar ist.

Nur durch eine konsequente politische Neuausrichtung kann ein echter Wandel hin zu moderner, ethisch verantwortungsvoller Forschung gelingen.
Sie wollen noch weitere Informationen zum Thema Tierversuche? Dann schauen Sie sich unsere Broschüren an: