Tierhelfer Saar
Ansprechpartnerin: Jennifer Webers, Telefon: 01 52 - 29 94 06 21
Tierhelfer Saar ist eine ehrenamtliche Fahrergruppe für Tiere in Not. Unsere Gruppe besteht derzeit aus ca. 80 Fahrern aus dem gesamten Saarland. Die Regionen im Saarland sind in der Regel gut besetzt. Bedarf besteht noch in den Kreisen Neunkirchen, St. Wendel und Ottweiler.
Wir sichern verletzte, kranke und hilfsbedürftige Tiere und bringen diese je nach Zustand der Tiere ins Tierheim, auf zugelassene Pflegestellen, zu den Tierärzten oder in Randzeiten in die Tierklinik. Selbstverständlich schauen wir nach Kennzeichnungen bei Haustieren, also Chip oder Tätowierung und setzen uns mit TASSO in Verbindung, um zu erfragen, ob die Haustiere dort auch registriert sind.
Auch unterstützen wir Vereine bei Katzensicherungen oder Hotspot Kastrationen. Wir arbeiten mit dem Deutschen Tierschutzbund Saarland, Tierschutzvereinen, Auffangstationen sowie Behörden z.B. dem Veterinäramt zusammen.
Unsere Arbeit ist rein ehrenamtlich und wir sind unabhängig. Über die Hotline oder per Mail werden die Hilfeersuchen so schnell wie möglich entgegengenommen. Unter Umständen kann es einmal zu einer Wartezeit kommen, da die meisten unserer Fahrer noch berufstätig sind. Insoweit bitten wir um Verständnis.
Interview von Kerstin Rech von der Saarbrücker Zeitung mit den Tierhelfern Saar vom 06.05.2023
Mit Herzblut im Einsatz für das Tierwohl
Sie kann und will Tiere nicht leiden sehen. Deshalb hat Jenny Webers 2020 die „Tierhelfer Saar“ gegründet, mit inzwischen 80 ehrenamtlichen Helfern.
SAARBRÜCKEN | Der Tag, an dem ich mit Jenny Webers, der Gründerin der „Tierhelfer Saar“, verabredet bin, ist ein schöner, sonniger Tag. Menschen flanieren durch die Saarbrücker Fußgängerzone, die mit üppig blühenden Beeten verschönert ist. Sie sitzen am St. Johanner Markt und an der Berliner Promenade in den Straßencafés. Der oberflächliche Blick trügt. Hier ebenso wie andernorts. Denn das Elend lauert – manchmal versteckt, doch oft auch sichtbar. Sehr oft sichtbar, wenn man nur hinzuschauen vermag. Das Elend der Stadttauben steht dafür exemplarisch. Das alles wird mir wieder einmal bewusst, während ich mit der engagierten Tierschützerin spreche.
Jenny Webers kommt zu unserem Treffen nicht allein. Sie hat Christine Bonner, ebenfalls Mitglied der „Tierhelfer Saar“, mitgebracht. Bei der Begrüßung stelle ich mir die Frage, ob sie sich allein nicht traut. Ob ich ihr nicht ganz geheuer bin. Im Laufe unseres Gesprächs wird mir jedoch klar, dass der Grund ein anderer ist. Für Jenny Webers ist das Team, welches mittlerweile aus 80 Personen beiderlei Geschlechts besteht, wichtiger, als die eigene Person. Und Christine Bonner ist für sie eine wichtige Mitkämpferin, wenn es um das Wohl der Tiere geht.
Wir setzen uns an der Berliner Promenade in ein Straßencafé und reden. Jenny Webers ist 38 Jahre alt. Wohnt in Rußhütte, einem Bezirk des Saarbrücker Stadtteils Malstatt. Sie arbeitet in der Altenpflege als Dauernachtwache. Sie ist Mutter von zwei Töchtern im Alter von elf und 14 Jahren. Seit 15 Jahren ist sie mit ihrem Lebensgefährten zusammen. Zur Familie gehören auch noch vier Katzen, ein Hund und ein Pferd.
Meine Frage nach weiteren Hobbys quittieren die beiden Tierschützerinnen mit einem herzhaften Lachen. Die Zeit ist ausgefüllt, und wenn sich einmal freie Stunden auftun, dann wird geschlafen.
Wie und wann ist die Gruppe entstanden, möchte ich wissen. Der 20. September 2020 ist der Gründungstag der „Tierhelfer Saar“. Zu Beginn startet Webers einen Aufruf, wer Interesse hat mitzumachen und bereit ist, zu jeder Tages- und Nachtzeit an verschiedene Einsatzorte zu fahren. Sie knüpft Kontakte zu Tierschutzvereinen, Auffangstationen und Pflegestellen. Bald ist ein solides Netz von Helfern über das gesamte Saarland geknüpft.
In der Regel werden ihnen über die Telefon-Hotline Notfälle angezeigt. Einer oder bei Bedarf mehrere der Tierhelfer begeben sich vor Ort, sichern das Tier und bringen es zu einer Pflegestelle oder zum Tierarzt.
Doch auch den Tierhelfern sind vom Gesetzgeber Grenzen vorgegeben. So dürfen sie bei Notfällen nicht in Privathäuser eindringen. Daher ist eine stete Verbindung zu den Veterinärämtern und der Polizei wichtig.
Auf die Frage nach ihrem schlimmsten Erlebnis antwortet Webers: „Da gab es viele. Für uns sind Einsätze besonders schlimm, bei denen man schon riecht, dass das Tier nicht mehr zu retten ist. Wo viel zu lange weggeschaut wurde. Diese Tiere sind schon angefressen von Maden und man kann nichts mehr machen.“
Ein paar Wochen vor unserem Gespräch hatten sie genauso einen Fall. Es handelte sich um eine Katze. Erschwerend kam noch hinzu, dass das Tier schwer einzufangen war. Es dauerte Tage, bis es von den Tierhelfern gesichert werden konnte. Letztendlich blieb nur noch, die Katze von professioneller Hand erlösen zu lassen.
Wenn ein Tier zum Tierarzt gebracht und erlöst werden muss, bleiben die Tierhelfer bei ihm bis zum Schluss. „Wir geben das Tier nicht ab und sagen tschüss. Wir sind dabei bis zum letzten Atemzug“, ergänzt Christine Bonner. Sie stehen dann oft dabei und weinen, denn jedes Tier ist etwas Besonderes. Gerade in solchen Situationen ist das Miteinander wichtig. Da die eine weiß, was die andere fühlt, können sich Jenny Webers und Christine Bonner gegenseitig trösten. Das erleichtert das Herz und gibt Kraft für kommende Einsätze.
Die Tierhelfer kämpfen nicht nur für die Tiere, sondern häufig auch gegen uneinsichtige Menschen, die Tierrettung als überflüssig ansehen und meinen, man solle alles der Natur überlassen. Problematisch sind auch diejenigen, die streunende Katzen zwar hin und wieder füttern, aber sich nicht weiter um die Tiere kümmern. Jenny Webers berichtet von einem Kater, der in seinem Revier zwar ab und an Futter bekam, aber dessen Gesundheitszustand niemand interessierte. „Ihm ist das Blut schon aus dem Maul gelaufen. Wir hatten, um ihn einzufangen, eine Falle aufgestellt. Die Falle wurde von irgendjemandem zugemacht und zur Seite gestellt.“ Gott sei Dank konnte eine Anwohnerin den Kater in ihrer Küche sichern. Webers und Bonner holten ihn noch in der Nacht ab und fuhren ihn in die Tierklinik Elversberg. Doch es war wieder einmal zu spät.
Was würde sich Jenny Webers vom Gesetzgeber wünschen? „Wichtig wäre Kastrations- und Kennzeichnungspflicht bei Katzen sowie Registrierung. Auch finanzielle Unterstützung für Pflegestellen.“
Nachdem unser Gespräch zu Ende ist, möchte ich noch ein Foto machen. Doch wäre das Foto einer Tierschützerin komplett ohne Tiere? Wir gehen in die Bahnhofstraße und treffen auf eine Familie aus Frankreich, die zwei kleine Hunde dabei hat. Gerne überlassen sie uns ihre Vierbeiner für ein Foto. Eine Tierschützerin und zwei glückliche Tiere auf einem Foto. So sollte es sein.
Tierhelfer Saar, Tel. (01 52) 29 94 06 21